„VON DER SEELE - Unrein und verzerrend ist der Blick des Wollens.
Erst wo wir nichts begehren, erst wo unser Schauen reine Betrachtung wird, tut sich die Seele der Dinge auf, die Schönheit. Wenn ich einen Wald beschaue den ich kaufen, den pachten, den ich abholzen, in dem ich jagen……will, dann sehe ich nicht den Wald, sondern nur seine Beziehungen zu meinem Wollen, zu meinen Plänen und Sorgen, …Dann besteht es aus Holz, ist jung oder alt, gesund oder krank. Will ich aber nichts von ihm, blicke ich nur „gedankenlos“ in seine grüne Tiefe, dann erst ist er Wald, Natur und Gewächs…..Im Augenblick, da das Wollen ruht und die Betrachtung aufkommt, das reine Sehen und Hingegebensein wird alles anders…….Wie, vom Standpunkt der stillen Betrachtung aus, alle Natur nichts anderes ist als wechselnde Erscheinungsform ewig zeugenden, unsterblichen Lebens, so ist des Menschen Rolle und Aufgabe im besonderen, Seele zu sein.“
(Textausschnitt aus: Hermann Hesse „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“)
Hesse klagt in diesem Text an wie stark die Menschen von Schutzkrusten, Abwehrschichten umgeben sind, einem Netz aus lauter Absichten, Ängsten, Zwängen ….die letztendlich den Menschen von allem, allen anderen trennen. Er schreibt das die Seele von hohen Zäunen umgeben wird der Angst unser Scham, um sie ja nicht zu Wort kommen zu lassen - jedoch überall wo ein Durchbruch gelingt leuchtet sie hindurch als feine, freie, verantwortungsfähige Kraft.